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Friedenspfad - Ein Stadtrundgang zu Denkmalen und Orten des Gedenkens in Lüneburg


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St. Michaeliskirche, Grablege der Herzöge von Lüneburg; Garnisonskirche

„Die Michaeliskirche als Garnisonkirche“

von Patricia Thielow (Wilhelm-Raabe-Schule)


Beim Aufstieg auf den Lüneburger Kalkberg trifft man auf halbem Wege auf ein Denkmal. Dieser Obelisk wurde von der Hannoverschen Kriegskanzlei zur Erinnerung an die ehemals dort stehende Garnisonkirche und die dort bestatteten Offiziere und Beamten errichtet. Er beinhaltet folgende lateinische Inschrift: 

„In memoriam virorum in armis et toga illustrium de Soubiron, de Nettelhorst et Besendahl alio-rumque, quorum ossa hac sepulchrali terra conduntur, hoc monumentum templo praesidii Luneburgensis ob imminentem ruinam destructo, Cancellaria bellica Hannoverana extrui jussit A. P. C. N. MDCCLXXXIII.“. (Übersetzung: „Zum Andenken der im Kriege und im Frieden ausgezeichneten Männer v. Sourbiron, v. Nettelhorst, Besendahl und anderer, deren Gebeine dieser Ort in seinen Gräbern deckt, ließ die Hannoversche Kriegskanzlei, nachdem die Kirche der Lüneburgschen Garnison des drohenden Einsturzes halber abgebrochen war, dieses Denkmal errichten. Im Jahre nach Christi Geburt 1783.“).

Die Stadt Lüneburg bekam ihren militärischen Schutz bis 1639 durch die Bürgerwehr. Der dreißig-jährige Krieg (1618-1648) 1 machte Lüneburg schwer zu schaffen, sodass die Macht wieder von einem Herzog übernommen wurde. Infolgedessen zog das herzogliche Militär in die Stadt ein und wurde auf dem Kalkberg stationiert. Die Soldaten forderten eine Kirche. Sie wurde am Sonntag Trinitatis (14.6.) 1663 geweiht und erhielt daher den Namen Trinitatiskirche. Diese Bezeichnung ist jedoch nicht populär geworden.  2
Die Garnisonkirche entsprach einem einfachen Fachwerkhaus ohne Turm. Das Innere war wenig geschmückt, nur ein Gemälde über dem Altar und herzogliche Wappenfenster waren vorhanden.

Nach dem siebenjährigen Krieg hatte die Festung auf dem Kalkberg keine große Bedeutung mehr, die Gebäude verfielen. So wurde auch die Kirche baufällig und musste 1783 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. 3

Als sich die Baufälligkeit der Kirche zeigte,  wurde die Garnisonkirche in die Marienkirche verlegt, bis 1795 der Garnison durch einen besonderen Vertrag mit der Stadt die Südempore der Michaelis-kirche zugeteilt wurde. 4 So entwickelte sich die Michaeliskirche von der Klosterkirche der Mönche zu einer Kirche der Soldaten (Garnisonkirche). 5

Friedrich Ernst von Bülow (evangelischer Abt im Kloster & Vertreter der Aufklärung) wollte seit 1790 Umbauten aufgrund der voraussichtlichen Vereinigung der Michaelisgemeinde und der Garnisongemeine veranlassen. Gleichzeitig wollte er katholische Elemente aus der Kirche entfernen, um sie evangelischer zu gestalten. Er machte es zu einer seiner wichtigsten Aufgabe, die Kirche neu zu gestalten. Am 23.März 1792 wurden die Pläne genehmigt und die Baugelder konnten aus der Kriegskasse genommen werden. 1794 waren die Umbauten beendet. Äußerlich ließ von Bülow nichts verändern, da die große und einfache Form der Kirche bestehen bleiben sollte. Die Umgestaltung des Innenraums zeigte, dass von Bülow mit althergebrachten Ansichten gebrochen hatte und seinen aufgeklärten Sinn. Man sagt, dass dem Innern der Kirche Gewalt angetan wurde und von einem christlichen Gotteshaus nur wenig Erkennbares übrig geblieben ist. Es ist nichts mehr außer den Mauern und Pfeilern in seinem alten Zustand vorzufinden. 6 In die Seitenschiffe wurden steinerne Emporen gebaut, um auch Platz für das Militär zu schaffen. Die Bögen der Emporen sind außer einem Schrank mit der Inschrift „Garnison-Gemeine“ neben dem Aufgang zur Orgel und den Gedenktafeln im Vorraum die letzten Überbleibsel der Garnisonkirche, die heute noch in der Kirche vorhanden sind. Die Kirche sollte weniger wegen Vergrößerungen umgebaut werden, sondern um der militärischen Kirche einen neuen und evangelischen Charakter zu erteilen.  7 
Die Michaeliskirche war von 1795 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1945) Garnisonkirche. Die Garnisonstadt beherbergte früher mehr als 4000 Soldaten. Jeden Sonntag kamen Soldaten für einen Gottesdienst in die Kirche, wo sie auf den eigenen Emporen Platz fanden. 8

Heute findet man in der Turmhalle von St. Michaelis fünf Gedenktafeln  der Garnisongemeine. Sie weisen auf Kriege von 1870/71, 1904/05, 1914-18 hin. Die Gedenktafel von 1904/05 (Abb.1) erinnert an zehn Soldaten der Lüneburger Garnisongemeine, die in Südwestafrika, heute Namibia, umkamen. 9 Südwestafrika war deutsche Kolonie (1883-1918) und deutsche Schutztruppen waren dort stationiert. Die dort lebenden Hereros (Einheimische) wehrten sich gegen Unterdrückung, Misshandlung, Gewalt und Völkermord der Deutschen. Es entstand eine Gegengewalt der Hereros, die 1904 zu einem Aufstand führte. Dieser Aufstand wurde durch deutsche Soldaten und andere Einheiten brutal niedergeschlagen. 10 Es wurde stets weitere Unterstützung von Freiwilligen benötigt. Eine große Anzahl der Freiwilligen kam aus dem Lüneburger Dragoner Regiment, in dem Soldaten aus ganz Deutschland dienten. Nach einem Jahr gab es große Verluste unter den Soldaten. Viele starben im Kampf oder an dem stark grassierenden Typhus. Die Lüneburgschen Anzeigen informierten über die Geschehnisse und über die Gefallenen der Lüneburger Dragoner. Zum Beispiel der Dragoner Wilhelm Preer starb am 1.Oktober 1904. 

Die Lüneburgschen Anzeigen vom 8.Oktober berichteten: „Heute traf die Nachricht ein, daß schon wieder einer von den in Südwestafrika gegen die Hereros im Felde stehenden Lüneburger Dragoner an Typhus gestorben ist. Am Sonnabend, 1.Oktober starb im Lazarett von Olusondu der Gefreite Wilhelm Preer an Typhus. Preer, geb. am 3. Sept. 1882 zu Ansbach bei Celle, welcher seit vergangenem Frühjahr in Südwestafrika war, diente vom 1.10.1901 bis zu seiner Ausreise nach Afrika bei der 3.Eskadron. Von ehemaligen Lüneburger Dragonern sind bis jetzt 3 Mann in Afrika an Typhus gestorben. Wie wir hören, werden in nächster Zeit wieder eine Anzahl Dragoner von hier als Freiwillige nach Südwestafrika gehen.“ 1907  wurde Frieden geschlossen. Von den 66 Soldaten, die freiwillig nach Südafrika gegangen waren, sind zehn gestorben. 11
Zum 1. Weltkrieg findet man drei Gedenktafeln. Sie erinnern an die Gefallenen des Dragoner Regiments (Abb.2), des Hannoverschen Regiments 78 (Abb.3) und die Lüneburger Gefallenen des Hannoverschen Regiments 78 (Abb.4). 12
Heute findet man oft junge Menschen vor den Gedenktafeln, die diese kritisch betrachten und schnell an Militarismus denken. Diese wissen oftmals nicht, dass die Kirche eine lange Zeit Garni-sonkirche war und die Gedenktafeln nicht von der Pfarrgemeinde St. Michaelis, sondern von der Garnisongemeine aufgehängt wurden.Bei den Gedenktafeln soll es nicht um Heldenverehrung ge-hen, es soll an den Menschen selbst gedacht werden. 13

1„Dreißigjähriger Krieg.“ Wikipedia. 24.10. 2012. http://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg
2 Wendland, Ulrich: „Aus Lüneburgs Tausendjähriger Vergangenheit“. Lüneburg: Heiland-Verlag,1956. S.39-40
3 Henschke, Heiner. „Das Denkmal der Garnisonskirche auf dem Lüneburger Kalkberg.“ Jahresheft des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt e.V. Nr.15 (1999): S.37-40; Schulz, Rüdiger. „Der Obelisk am Kalkberg.“ Rot-Blau-Weiße Mappe 2012 vom Bürgerverein Lüneburg e.V.. 24.10.2012. http://www.buergerverein-lueneburg.de/bv_docs/rbwmappen/rot_blau_weisse_mappe_2012.pdf  S.80-82.
4 Wendland, Ulrich, ebd., S.40
5 „Starke Verbindung: Gäste aus Wagrrowiec erkunden Landkreis Lüneburg.“  Pressearchiv von Hansestadt und Landkreis Lüneburg. 24.10.2012. http://www.lueneburg.de/desktopdefault.aspx/tabid-83/8356_read-37599/
6 Volger, Dr. Wilh. Friedr.. Lüneburger Blätter Band 1+2. Druck und Verlag von Heinrich König. S.115-117
7 Mittig, Hans-Ernst. „Die St.Michalis-Kirche in Lüneburg unter Friedrich Ernst v. Bülow.“ Lüneburger Blätter Heft 18.  Hg. Gerhard Körner und Gerhard Meyer. Lüneburg: Selbstverlag des Museumsvereins für das Fürstentum Lüneburg, 1967. S. 71-76.
8 Eggeling, Carlo. „Denkmale unter Quarantäne.“ LZ 5.05.2012
9 Blumenbach. „Gedenktafeln für die Gefallenen“
10 Eggeling, Carlo. „Gemetzel in Afrika.“ LZ 6.09.2005
11 Blumenbach. „Gedenktafeln für die Gefallenen“
12 Gespräch mit Frau Blumenbach in der St. Michaeliskirche am 6.11.2012
13 Eggeling, Carlo. „Denkmale unter Quarantäne“ LZ 5.05.2012
    Gespräch mit Frau Blumenbach in der St. Michaeliskirche am 29.10.2012?

Literatur- und Quellenverzeichnis:

- Blumenbach, „Gedenktafeln für die Gefallenen“ Aufsatz.
- Eggeling, Carlo. „Denkmale unter Qurantäne.“ LZ 5.05.2012.
- Eggeling, Carlo. „Gemetzel in Afrika.“ LZ 6.09.2005- Henschke, Heiner: „Das Denkmal der Garnisonskirche auf dem Lüneburger Kalkberg.“ Jahresheft des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt e.V. Nr. 15 (1999).
- Mittig, Hans-Ernst. „Die St. Michaelis-Kirche in Lüneburg unter Friedrick Ernst v. Bülow.“, Lüneburger Blätter Heft 18. Hg. Gerhard Körner und Gerhard Meyer. Lüneburg: Selbstverlag des Museumsvereins für das Fürstentum Lüneburg, 1967.
- Wendland, Ulrich: „Aus Lüneburgs Tausendjähriger Vergangenheit.“ Lüneburg: Heiland-Verlag, 1956.
- Volger, Dr. Wilh. Friedr.. Lüneburger Blätter Band 1+2. Druck und Verlag von Heinrich König.
- Schulz, Rüdiger. „Der Obelisk am Kalkberg.“ Rot-Blau-Weiße Mappe 2012 vom Bürgerverein Lüneburg e.V.. 24.10.2012. http://www.buergerverein-lueneburg.de/bv_docs/rbwmappen/rot_blau_weisse_mappe_2012.pdf.
- „Dreißigjähriger Krieg.“ Wikipedia. 24.10. 2012. http://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg.
- „Starke Verbindung: Gäste aus Wagrrowiec erkunden Landkreis Lüneburg.“  Pressearchiv von Hansestadt und Landkreis Lüneburg 24.10.l2012. http://www.lueneburg.de/desktopdefault.aspx/tabid-83/8356_read-37599/.
- Gespräche mit der Kirchenführerin, Frau Blumenbach, der Michaeliskirche.

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