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Friedenspfad - Ein Stadtrundgang zu Denkmalen und Orten des Gedenkens in Lüneburg


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Ort des Gedenkens „Gaubefehlsstand der NSDAP“

Gaubefehlsstand der NSDAP, (Schießgrabenstraße):

„Luftschutz und Luftkrieg in Lüneburg“


von Jehan Winterseel (Wilhelm-Raabe-Schule)

Im Luftkrieg vom 1. September 1939 bis zum 2. September 1945 blieb Lüneburg, verglichen mit anderen deutschen Städten, von größeren Zerstörungen verschont.1 Jedoch gab es zwei schwere Angriffe auf den Lüneburger Bahnhof und Umgebung.2 Das Ziel der Luftangriffe der Alliierten war es Luftüberlegenheit zu erringen, Militäreinrichtungen der Wehrmacht und wichtige Infrastruktur  zu zerstören.3

Lüneburg verfügte über verschiedene Luftschutzmaßnahmen, wie diverse Luftschutzbunker, Splitterschutzgräben, Luftwarnsirenen und zivile Schutzkeller die mit einem weißen Pfeil an der Hausfassade gekennzeichnet waren. Es wurden zahlreiche Luftschutzbunker errichtet, unter anderem die Bunker Am Sande und am Bahnhof, die für alle zivilen Personen zugänglich waren, und der Telschowbunker in der Schießgrabenstraße, der nur zu einem kleinen Teil öffentlich zugänglich war.

Der bekannteste und berüchtigtste Bunker in Lüneburg war und ist der Telschowbunker. Er befindet sich gegenüber der Residenz des ehemaligen Gauleiters, Otto Telschow. Er residierte hier seit April 1937 und hatte den Bunker vom Architekten Heinrich Meyer bauen lassen, mit einer direkten unterirdischen Verbindung.4 Telschow hatte ihn aber keineswegs nur aus purem Eigennutz errichten lassen, sondern er beherbergte auch die wichtige Zentrale des Luftwarndienstes. Mischa Kuball schreibt in „urban context“, dass auf Anordnung Hitlers im Mai 1943 alle Gauleiter bombengeschützte Befehlsstände einrichten sollten.5 Durch die Beherbergung der Zentrale des Luftwarndienstes und deren neu angeschlossene Funkverbindung konnten nun die Bürger über Radio die neuesten Informationen der feindlichen Luftbewegung verfolgen. Der Bunker wurde mit einer 1,70 Meter dicken Stahlbetondecke, einem geheimen Eingang über die Telschow-Villa und mehreren Splitterschutzgräben gegenüber dem Kanal gebaut.6 Am 18. April 1945 ging der Krieg in Lüneburg zu Ende, die Briten marschierten kampflos in Lüneburg ein und wollten den Telschowbunker sprengen.7 Der Architekt dieses Monumentes, Mitglied der NSDAP, verhinderte dies geschickt unter Angabe des Grundes, dass die umliegenden bewohnten Häuser bei der Explosion zerstört worden wären.8 Die Briten schütteten sodann nur den Haupteingang zu, vermauerten die Eingänge und sorgten so dafür, dass der Ort nach und nach in Vergessenheit geriet. 

Lüneburger Studenten nahmen sich vor, den Bunker zu begehen und den zugeschütteten Bunkereingang freizulegen. Dies erfolgte am 18. April 1995, am 50. Jahrestag des Kriegsendes.9 Die zusammengeschlossene Initiative aus Studenten versuchte den Bunker in ein Mahnmal zu verwandeln, jedoch wurde dies vom ehemaligen Oberstadtdirektor Faulhaber abgelehnt, „da es nicht politisch durchsetzbar ist“.10 Somit endeten alle Bemühungen um die Aufarbeitung des historisch bedeutsamen Ortes mit diesem Misserfolg.

Jedoch konnte man zumindest aus den noch erhaltenen Dokumenten über den Bau und den Grundriss des Bunkers verschiedene Erkenntnisse schließen. Neben dem öffentlichen Luftschutzbunker, der ungefähr 50 Personen im Falle eines Luftangriffes beherbergen konnte, lag ein gut geschützter Trakt mit mehreren Räumen, in denen die georteten feindlichen Flugkräfte auf einer mit Licht projizierten Landkarte sofort von sogenannten Luftwarnassistentinnen gekennzeichnet wurden. Auf der anderen Seite der Landkarte saßen die höherrangigen Beamten, die die Informationen via Funk und Radiosendung weitergaben. Wurde eine vermehrte Bewegung der gegnerischen Luftwaffe registriert, wurde ein Fliegeralarm ausgerufen. Außerdem waren die gut dokumentierten Informationen für die Flakschützen und Luftabwehrsysteme in der Umgebung Lüneburgs von großer Bedeutung sein.11 Der Telschowbunker, rund 26 Meter lang und 5,67 Meter breit, war in verschiedene Räume aufgeteilt, und zwar in den bereits genannten Raum der Luftwarnassistentinnen, den daneben liegenden Ansagerraum, den Fernschreibe-, Vermittlungs-, Telefonzellen-, Befehlsstellen- und Aufenthaltsraum. Für den notwendigen Schutz vor Druckwellen und Splittern der abgeworfenen Bomben sorgten spezielle Luftschutztüren, die -  doppelt eingebaut - eine Luftschleuse ergaben, sowie die unterirdische Bauweise.12 Ein großes Problem stellte aber der Bau des so genannten Führerbunkers dar. Bekanntermaßen waren in der Zeit des Krieges Rationierungen an der Tagesordnung, hauptsächlich von Lebensmitteln und Baustoffen für den Wiederaufbau und Neubau. Jede Nutzung dieser elementar wichtigen Stoffe musste beantragt werden. Wegen der hohen Einstufung des Bunkers im Rahmen der Kriegswichtigkeit bekam Telschow die Genehmigung für den Bau und den Bezug von Baustoffen. Das Bauobjekt sollte in den Hang des Lösegrabens gebaut werden. Dies stellte eine große Herausforderung für den Architekten Heinrich Meyer dar, trotz der schwierigen Bedingungen alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen, wie mehrere Notausgänge in verschiedene Richtungen für den Fall einer Explosion innerhalb des Luftschutzbunkers, die aufwendig hergestellten Luftschutztüren für die Luftdruckschleusen, die Gestaltung des Haupteinganges zur Luftwarnzentrale und hauptsächlich den Bau der Splitterschutzgräben, herzustellen. Diese waren von großer Bedeutung für die Sicherheit der Personen innerhalb des Bunkers. Wären sie nicht vorhanden, würden die Splitter der abgeworfenen Bomben selbst die extra eingebauten verstärkten Stahlwände durchschlagen. Da Architekt Meyer aber ein erfahrener Mann im Bau von Luftschutzbauten war, war er in der Lage, aufgrund von Erfahrungen des 1. Weltkrieges, den Schutz und die Fertigstellung des „Führerbunkers“ zu optimieren.[13] Daher konnte die Zentrale des Luftwarndienstes, im August 1944, nach einer Bauzeit von 5 Monaten, ihre Arbeit im Befehlsstollen aufnehmen.14 Diese Arbeit sollte aber ein rasches Ende nehmen, da am 3. Juli 1945 der Baumeister Ernst Raab die Bezahlung für das Zumauern des Gaubefehlsstandes erhält und den Auftrag sofort ausführt.15

Der Luftschutzbunker des Gauleiters Otto Telschow war und bleibt immer ein Ort der von Krieg, Leid, Angst und Ausnahmezuständen geprägt ist, und ist damit ein eindrucksvolles und dauerhaftes Symbol, das gut geeignet ist, eine Station, bzw. ein Mahnmal auf dem geplanten Friedenspfad zu sein. Eine Öffnung der Anlage müsste mit politischen und demokratischen Mitteln in Angriff genommen werden, um den Friedenspfad an dieser Stelle noch stärker für die geschichtliche Bildung nutzbar machen zu können..[13]

1 Müller, Rolf-Dieter: „Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg“ wiedergegeben auf wikipedia.de „Der Bombenkrieg 1939-1945“ Berlin: Ch. Links Verlag, 2004
2 Pless, Helmut C.: „Lüneburg 45“ Lüneburg: Verlagsgesellschaft Lüneburger Heide mbH., 1976. S. 48-49 und S. 56-57
3 Müller, Rolf-Dieter: „Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg“ wiedergegeben auf wikipedia.de „Der Bombenkrieg 1939-1945“ Berlin: Ch. Links Verlag, 2004
4 Kuball, Mischa: „urban context“ Hrsg. Hartmut Dähnhardt und Ruth Schulenburg. Lüneburg: Verlag Kunstinitiative Lüneburg e.V., 2000. S.14 Z: 2
5 Ebd. S.14 Z: 5-6
6 Original-Bauplan des Telschowbunkers, MEYER ARC, Lüneburg
7 Kuball, Mischa: ebd. S.14 Z: 14-16
8 Zeugenaussage, Sohn des Architekten Heinrich Meyer, Heinz Meyer
9  Kuball, Mischa: ebd. S.15 Z: 2
10 Ebd. S.16 Z: 12-14
11 Zeugenaussage, Sohn des Architekten Heinrich Meyer, Heinz Meyer
12 Original-Bauplan des Telschowbunkers, MEYER ARC Neuetorstraße 3 21339 Lüneburg
13 Zeugenaussage, Sohn des Architekten Heinrich Meyer, Heinz Meyer
14 Kuball, Mischa: a.a.O. S.108 Z: 22
15 Kuball, Mischa: ebd. S.110 Z: 5-7

Informationen in Kurzform:

Luftkrieg
• Vom 1. September 1939 bis zum 2. September 1945
• Zwei schwere Angriffe auf Lüneburg, betroffen waren vor allem der Bahnhof und Umge-bung
• Ziel der Luftangriffe war es Luftüberlegenheit zu erringen, Militäreinrichtungen und Infra-strukturen zu zerstören

Luftschutz
• Diverse Luftschutzmaßnahmen, wie Luftschutzbunker, Splitterschutzgräben, Luftwarnsire-nen und zivile Schutzkeller
• Luftschutzbunker befanden sich z.B. Am Sande, am Bahnhof und der Telschowbunker in der Schießgrabenstraße

Otto Telschow
• Geboren am 27. Februar 1876 in Wittenberge
• Starb am 31. Mai 1945 in Lüneburg an den Folgen eines Suizidversuchs
• Ehemaliger Gauleiter
• Residierte seit April 1937 in Lüneburg, in der Schießgrabenstraße
• Ließ im Mai 1943 einen Bunker errichten, nach Anordnung Hitlers
  → dieser diente als Befehlsstand des Luftwarndienstes

Der Telschowbunker
• Wurde auch „Führerbunker“ oder „Befehlsstollen“ genannt
• Rund 26 m lang, 5,67 m breit und in mehrere Räume aufgeteilt
• Nach einer Bauzeit von 5 Monaten wurde im August 1944 die Arbeit des Luftwarndienstes aufgenommen.
• Geplant und errichtet von Architekt Heinrich Meyer
• Hatte eine direkte unterirdische Verbindung zur gegenüberliegenden Residenz Telschows in der Schießgrabenstraße
• Beherbergte die Zentrale des Luftwarndienstes
• Eine 1,70 m dicke Stahlbetondecke und Splitterschutzgräben sorgten für Schutz vor Bom-benangriffen
• Nach Kriegsende wurde die, von den Briten geplante Sprengung vom Architekten Meyer verhindert.
  →  So wurden nur der Haupteingang zugeschüttet und die Eingänge vermauert.
• Der Bunker war aufgeteilt in einen Trakt für den Luftwarndienst und daneben einen als Luftschutzbunker für die zivile Bevölkerung. Dieser konnte ca. 50 Personen aufnehmen.

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