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Friedenspfad - Ein Stadtrundgang zu Denkmalen und Orten des Gedenkens in Lüneburg


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Stolperstein, Ort des Gedenkens an die Opfer der NS-Psychiatrie

Der Stolperstein vor dem Haus Rotehahnstraße 20 erinnert an Anna Friebe, geb. 1896. Sie wurde 1941 aus der „Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg“ in die Zwischenanstalt Herborn und von dort in eine der sechs Tötungsstätten, nach Hadamar, deportiert und umgebracht. So erging es auch mehr als 480 weiteren erwachsenen Patienten, die im Rahmen der „Aktion T4“ von Lüneburg in die Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Hadamar gebracht und dort vergast wurden.

An diesen Mord sowie an weitere Verbrechen an Psychiatrie-Patientinnen und -Patienten (v.a. Kinder und Jugendliche sowie ausländische Patientinnen und Patienten) erinnert die „Euthanasie“- Gedenkstätte Lüneburg. Sie wurde 2004 im ehemaligen Badehaus am Wasserturm der heutigen Psychiatrischen Klinik Lüneburg eingerichtet. Die Gedenkstätte informiert mit einer Dauerausstellung und in ein- bis dreitägigen Seminaren über die Lüneburger Psychiatriegeschichte, über Kinderrechte und über Menschenrechte für Menschen mit Behinderung. Den Schwerpunkt bilden die verschiedenen „Euthanasie“ -Maßnahmen aus biographischer Perspektive. Menschen mit geistiger und schwerer körperlicher Behinderung und Menschen mit einer chronisch psychischen Störung (Demenz-und Alzheimererkrankte, Schizophrenie und an schwerer Epilepsie Erkrankte, Alkoholiker, sogenannte „Asoziale“ u.a.) wurden ab den 1920er Jahren als „lebensunwert“ eingestuft, ab 1934 gegen ihren Willen sterilisiert, und ab 1938 ermordet bzw. auch oft weit nach Kriegsende fahrlässig getötet. Oft waren sie zuvor Opfer von qualvollen medizinischen Versuchen bzw. hatten sie vor ihrem Anstaltsaufenthalt bereits Entrechtung erlebt, z.B. durch Lagerhaft, Heimaufenthalt, Gefängnis, Flucht u.ä.

Eine Sonderausstellung 2014 machte auf das Schicksal von 300-350 Kindern und Jugendlichen aufmerksam, die ab Oktober 1941 auch zu Forschungszwecken in die Lüneburger „Kinderfachabteilung“ eingewiesen und dort ermordet wurden. Weitere 100 Kinder und Jugendliche starben an Mangel- und Fehlversorgung noch bis in den Herbst 1945 hinein. Insgesamt starben mindestens 418 Kinder und Jugendliche vor Ort. Die Krankenakten der Patientinnen und Patienten waren häufig gefälscht worden. Die Verabreichung der Medikamente (Barbiturate und Morphium), mit denen sie ermordet wurden, wurde in der Regel in den Krankenakten nicht vermerkt, um keine Spuren zu hinterlassen.

Die verantwortlichen Ärzte, der Leiter der „Kinderfachabteilung“ SS-Arzt Willi Baumert und der Ärztliche Direktor Max Bräuner, sowie das 21-köpfige Pflegepersonal wurden nach 1945 nicht zur Rechenschaft gezogen, Ermittlungsverfahren wurden aus „Mangel an Beweisen“ (1949), später aus gesundheitlichen Gründen (1966 bzw. 1980) eingestellt.

Als 2006, 2011 und 2012 im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Präparaten von ermordeten Kindern aus der „Kinderfachabteilung“ Lüneburg gefunden wurden, rekonstruierte die Gedenkstätte die Lebensgeschichten. Von insgesamt zwölf Kindern und Jugendlichen wurden diese sterblichen Überreste auf einer neu gestalteten Gedenkanlage auf dem städtischen Friedhof Nord-West feierlich beigesetzt. Nach aufwendiger Suche gelang es zudem, von acht der zwölf Kinder Geschwister und Cousinen und Cousins zu finden, die dann überwiegend auch an der späten Trauerfeier teilnahmen.

Ab September 2015 wird die Gedenkstätte ausgebaut und neu gestaltet. Trägerin ist seit November 2014 der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg e.V.
Man geht davon aus, dass rund 400.000 Menschen gegen ihren Willen sterilisiert wurden, rund 5.000 Kinder und Jugendliche bis Kriegsende in 31 „Kinderfachabteilungen“ ermordet, 70.000 Psychiatriepatientinnen und Psychiatriepatienten in der zentral organisierten „Aktion T4“ vergast und weitere 200.000 in der „dezentralen Euthanasie“ in verschiedenen Anstalten, Heimen und Psychiatrien Opfer des Rassenwahns wurden.

Zum Weiterlesen:

Carola S. Rudnick, „LEISTET NICHTS. ZU SCHWACH. NICHT EINSATZFÄHIG,“
Hintergründe zu Gräbern von ausländischen Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg,
Husum 2015

Carola S. Rudnick, DEN OPFERN EIN GESICHT, DEN NAMEN WIEDER GEBEN. Zwölf Lebensgeschichten von Kindern und Jugendlichen der Lüneburger „Euthanasie“- Maßnahmen (Katalog zur Ausstellung). Im Auftrage der Bildungs- und Gedenkstätte „Opfer der NS-Psychiatrie“ Lüneburg 2014

Carola S. Rudnick, BILDFREIHEITEN. Paul Goesch und Gustav Sievers –Künstler und Opfer in der NS-Psychiatrie (Katalog zur Ausstellung). Im Auftrag der Bildungs- und Gedenkstätte „Opfer der NS-Psychiatrie“ Lüneburg 2013

Folker Thamm

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