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Friedenspfad - Ein Stadtrundgang zu Denkmalen und Orten des Gedenkens in Lüneburg

Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus; Ort des Bergen-Belsen-Prozesses

(Ehemalige Turnhalle des MTV Treubund Lüneburg, heute: Bowling-Center)

„Der Bergen-Belsen Prozess (The Belsen Trial)“


von Johannes Klaus (Wilhelm-Raabe-Schule)



Historische Einordnung

Mit der Machtergreifung der Nazis durch Adolf Hitler im Jahre 1933 begann eine 12 Jahre andauernde Schreckensherrschaft in Europa, wie sie an Unterdrückung und Willkür, die sie brachte, in ihrer Art unvergleichbar ist. Der Nationalsozialismus kostete in seinem 12 jährigem Bestehen mehrere Millionen Juden das Leben 1, sie wurden durch die Nürnberger Rassengesetze diskriminiert und verfolgt 2  bis sie letzten Endes in Konzentrationslagern ermordet wurden. Diese abscheulichen Geschehnisse unter der Führung Adolf Hitlers, gipfelten in dem Beginn des entsetzlichen und Leid bringendem 2. Weltkrieg im Jahre 1939 mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen. Der Krieg forderte mindestens 55 Millionen weitere Menschenleben 3. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zahlreiche Verbrechen begangen, sei es in den Konzentrationslagern oder durch die Überfälle auf andere Staaten. Diese Verbrechen wurden nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 9. November 1945 in den folgenden Jahren durch die Alliierten zur Anklage gebracht. Der Bekannteste dieser Prozesse, gegen die Führer des Naziregimes, fand von 1945 bis 1946 in Nürnberg statt. Er sorgte für internationales Interesse, da er den verbliebenen Nazis ihre gerechte Strafe 5 zuführte. Diese Prozesse fanden in ganz Europa statt.

Bergen-Belsen war zunächst vom Frühjahr 1941 bis zum Frühjahr 1943 ein Kriegsgefangenenlager. Dieses benötigte die Wehrmacht um die gefangenen sowjetischen Soldaten unterzubringen. In den Folgejahren um 1943 wurde Bergen-Belsen als Austauschlager genutzt. In diesem Austauschlager waren vor allem Juden inhaftiert, von denen sich die Wehrmacht Gefangenenaustausche mit Ländern, die deutsche Soldaten gefangen nahmen, erhoffte. Ab März 1944 wurde das Lager dann für die Aufnahme kranker und erschöpfter Häftlinge aus umliegenden Lagern genutzt. Diese Häftlinge wurden dann ohne ärztliche Versorgung und Nahrung dem Tod überlassen. So starben allein von Januar bis April 1945 über 35.000 Menschen. Am 15. April 1945 wurde das Lager Bergen-Belsen durch britische Soldaten befreit. Das Lager Bergen-Belsen kostete in seinem Bestehen bis 1945 ca. 84.000 Menschen das Leben [5]. Unter den toten Menschen befand sich auch die 15. Jährige Anne Frank 6.

Der Bergen-Belsen Prozess (The Belsen Trial)

Der Bergen-Belsen Prozess 7 wurde in Lüneburg in der Zeit vom 17. September bis zum 17. November 1945 durch ein britisches Militärgericht durchgeführt, daher auch der weit verbreitete englische Name „The Belsen Trial“. Angeklagt waren 21 Frauen und 24 Männer 8. Es handelte sich um SS-Aufseher 9 und privilegierte Häftlinge, sogenannte Kapos 10, dies waren Häftlinge die Aufgaben für die SS übernahmen 11. Angeklagt waren: Josef Kramer*, Franz Hößler*, Fritz Klein*, Peter Weingartner*, Karl Francioh, Ansgar Pichen, Xaver Stärfel, Wilhelm Dörr, Irma Grese*, Elisabeth Volkenrath*, Johanna Bormann*, Erich Zoddel, Wladislaw Ostrowski, Helena Kopper, Otto Kulessa, Heinrich Schreirer*, Hertha Ehlert*, Hilde Lohbauer*, Antoni Aurdzig, Johanne Roth, Stanislawa Staroska*, Ilse Forster, Hertha Bothe, Irene Haschke, Gertrud Sauer, Anna Hempel, Gertrud Fiest, Medislaw Burgraf, Frieda Walter, Hilda Liesiewitz, Georg Kraft*, Josef Klippel, Fritz Mathes, Karl Egersdörfer, Ilse Lothe, Oskar Schmitz, Ignatz Schlomowicz, Anton Polanski, Walter Otto, Erich Barsch, Ida Forster, Klara Opitz, Charlotte Klein, Hildegard Hahnel, Ladislaw Gura. 12

Zwölf dieser Angeklagten (mit „*“ markiert) waren erst kurz vor Kriegsende aus Auschwitz-Birkenau nach Bergen-Belsen abkommandiert worden, sie wurde daher hauptsächlich für ihre Taten in Auschwitz angeklagt. Der Prozess der in der alten MTV-Halle in der Lindenstraße 30 abgehalten wurde, erregte international großes Aufsehen 13, so berichteten über einhundert Medienvertreter über den Prozess 14.

Juristischer Hintergrund

Als erster Prozess dieser Art, wurde der Bergen-Belsen Prozess noch nach englischem Strafrecht “Regulations for the Trial of War Criminals made under Royal Warrant“ durchgeführt. So wurde lediglich der Straftatbestand „Kriegsverbrechen“ verhandelt. Bei späteren Prozessen wurden meist die Tatbestände „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ und „Verbrechen gegen den Frieden“ angeklagt“ 15.


Gerichtssprache war englisch, wodurch auf Dolmetscher zurückgegriffen werden musste. Im Prozess kam es nach heute immer noch gültigem Standard zunächst zu einer Zeugenvernehmung, des Weiteren wurden schriftliche Zeugenaussagen durch die Richter verlesen. Anschließend wurden Sachverständige gehört. Daraufhin bekamen die Angeklagten die Möglichkeit sich zu den Vorwürfen zu äußern. Abschließend trugen die Anklagevertretung und die Angeklagtenverteidigung ihre Plädoyers vor. Danach wurden die Urteile gesprochen 16. Insgesamt wurden 11 Angeklagte zum Tode durch Erhängen verurteilt. Ein Angeklagter, Erich Zoddel, wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. 18 weitere Angeklagte wurden zu zeitigen Freiheitsstrafe verurteilt, die 15 übrigen Angeklagten wurden freigesprochen 17. Die Todesurteile wurden am 13. Dezember 1945 im Zuchthaus in Hameln vollstreckt 18.

Reaktionen auf den Prozess

Der Prozess wurde international sehr stark beachtet, große Bekanntheit erlangte ein Bild der erst 22jährigen Irma Grese  19, „sie wurde zum Inbegriff einer menschlichen Bestie“, so Axel Eggebrecht. Journalisten wie Axel Eggebrecht waren schockiert von der Härte, Brutalität und Uneinsichtigkeit Irma Greses. Durch die Mitverhandlung von Taten aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau erlangte die Öffentlichkeit erstmals Kenntnis von den dort stattfindenden Vergasungen.

1 Bundeszentrale für politische Bildung
2 www.rassengesetze.nuernberg.de
3 Bundeszentrale für politische Bildung
4 www.kriegsverbrecherprozesse.nuernberg.de
5 www.bergen-belsen.stiftung-ng.de
6 Anne Frank Tagebuch
7 siehe Anhang Bild 1
8 www.ghetto-theresienstadt.info
9 SS = Schutzstaffel
10 www.ndr.de
11 Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache www.dwds.de
12 Enzyklopädie des Holocaust Bd. II S. 1032
13 www.ndr.de
14 www.bergen.belsen.stiftung-ng.de
15 Nürnberger Epilog
16 NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit
17 Enzyklopädie des Holocaust Bd. II S. 1032
18 www.gelderblom-hameln.de
19 siehe Anhang Bild 2

 
Quellenverzeichnis

Alle Nachfolgenden Internetseiten sowie die Audioquelle wurden am 10.11.2012 um 18:00 Uhr letztmalig auf ihre Aktualität überprüft.

Internetseiten:

www.rassengesetze.nuernberg.de/gesetze/index.html
http://www.kriegsverbrecherprozesse.nuernberg.de/
http://bergen-belsen.stiftung-ng.de/
http://www.ghetto-theresienstadt.info/pages/b/bergenbelsenprozess.htm
http://www.dwds.de/?kompakt=1&qu=Kapo
http://www.gelderblom-hameln.de/zuchthaus/nachkriegszeit/03hinrichtungen4549.html 
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/ 

Audioquellen:

http://www.ndr.de/geschichte/gdgm/geschichte234.html

Bücher:

Gutmann, Israel. Enzyklopädie des Holocaust Bd. II. München/Zürich: Piper, 1998
Poltorak, Arkadi. Nürnberger Epilog. Wojenisdat: Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, 1965
Osterloh, Jürgen; Vollnhals, Clemens. NS-Prozesse und deutsche Öffentlichkeit: Besatzungszeit, frühe Bundesrepublik und DDR. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011


Anhang

Bild 1


http://www.n-tv.de/img/19/1936081/O_1000_680_680_2ugd3005.jpg

Bild 2


http://www.holocaustresearchproject.org/trials/grese.html

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